Wärme aus dem Boden
Wohnungsbaugenossenschaft nimmt
erste
Geothermie - Siedlung in Angriff
Von Michael Baar
Lengerich. Kein Gas, kein Öl - und
trotzdem auch im Winter eine behagliche Wärme im Wohnzimmer.
Keine Utopie, sondern Realität dank Geothermie. In Lengerich -
zwischen Poolweg, Günneweg und Kleiner Weg - wird gleich ein
ganzes Baugebiet so beheizt. 17 Baugrundstücke will die
Wohnungsbaugenossenschaft Lengerich dort an den Häuslebauer
bringen. Im März 2010 sollen die Arbeiten beginnen. „In zwei
Jahren soll alles weg sein“, nennt Norbert Zielsdorf das Ziel.
Im Frühjahr 2010 soll es am Poolweg zur Sache gehen. Bis dahin,
so Max Mews von der Genossenschaft, werden die zurzeit dort noch
stehenden zwölf Häuser mit rund 30 Wohneinheiten verschwunden
sein. Sechs Mietparteien müssen noch umgesiedelt werden. Danach
werden 17 Grundstücke mit Flächen zwischen knapp 500 und 670
Quadratmetern abgesteckt. Vorgesehen ist eine eingeschossige
Bebauung mit Einfamilien- und Doppelhäusern.
Sven Schulte vermutet, „dass vornehmlich
junge Familien dort bauen werden“. Was den Diplom-Ingenieur
Architektur in seiner Meinung bestärkt, ist der günstige
Grundstückspreis. 81 Euro pro Quadratmeter, inklusive
Erschließung, werden aufgerufen. Zwei Parzellen sind bereits
verkauft, für drei weitere liegen Reservierungen vor, so der
zuständige Architekt des ausführenden Bauunternehmens Norbert
Zielsdorf.
Das erste komplette Baugebiet in Lengerich ohne fossile
Energieträger soll ebenso Interessenten anziehen wie die
aufwändige Bauweise. Der Energiebedarf soll möglichst gering
gehalten werden. Deshalb ist die Isolierung ebenso im Fokus wie
die standardmäßige Fußbodenheizung. „Für jedes Haus gibt es
zudem ein geologisches Gutachten“, fügt Sven Schulte hinzu.
Dass in der Lengericher Erde genügend Energie steckt, ums daheim
mollig warm zu haben, hätten per Geothermie geheizte Häuser an
anderen Standorten bewiesen. Niedergebracht werden mindestens
zwei Bohrungen je Haus. Maximale Tiefe: 99 Meter. „Darunter
kommen wir in den Bereich des Bergbaus, rein rechtlich gesehen“,
erläutert Norbert Zielsdorf.
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In
Lengerich entsteht am Poolweg die erste Geothermie-Siedlung
(Michael Baar)
Dass diese Bauweise etwas mehr Kapital
erfordert als ein „normales“ Haus, streitet Holger Bruns vom
Immobilienservice der Stadtsparkasse nicht ab. „Über die
Einsparungen bei den Heizkosten hat man das sofort wieder
rausgeholt“, ist er sicher. Zudem verweist er auf die
höherwertige Ausstattung der Gebäude.
Erfahrungen mit der Geothermie habe sein Unternehmen zur Genüge,
erklärt Norbert Zielsdorf. In den vergangenen zwei Jahren sei
von rund 60 Häusern lediglich eins ohne Geothermie errichtet
worden. „Das lag in einem Wasserschutzgebiet 1 und wir erhielten
keine Genehmigung dafür“, zeigt er Verständnis für diese
Entscheidung einer niedersächsischen Behörde.
Zum
Thema:
Die Wärme kommt aus dem Boden
Bei der Geothermie wird über zwei Bohrungen Kältemittel ins
Erdreich eingeleitet, nimmt dort Wärme auf und gibt sie
über einen Wärmetauscher an der Oberfläche (in einem
Haus) wieder ab. Das reicht, so Norbert Zielsdorf, um in
einem entsprechend gedämmten Energiehaus die Heizung mit
einer Wasservorlauf-Temperatur von 50 Grad Celsius
laufen zu lassen. Theoretisch lassen sich 85 Grad
Celsius erreichen. Auf diese Weise wird auch der
Warmwasserbedarf im Haus gedeckt. Bauunternehmer Norbert
Zielsdorf hat sein privates Wohnhaus vor einigen Jahren
auf Geothermie umgerüstet. „Das hat zwar Einiges an Geld
gekostet, aber jetzt spare ich ordentlich bei den
Heizkosten“, sagt er. Für 184 Quadratmeter Wohnfläche
habe er vorher rund 220 Euro im Monat an Heizkosten
aufgewendet. Dieser Betrag habe sich jetzt auf 50 Euro
reduziert.
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lengerich/1156627_Geothermie_Siedlung_in_Lengerich.html
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